Forstschädlinge

(Die Anzahl der Schädlinge wird erweitert werden)

Präventiver Forstschutz

Forstschädlinge haben in der Forstwirtschaft schon seit Jahrhunderten eine sehr große Bedeutung. Daher ist es, vor allem für einen Förster wichtig, die Merkmale dieser Phytophagen so schnell wie möglich zu erkennnen, um sofort handeln zu können. Natürlich sollte versucht werden die Population mit präventiven Forstschutz niedrig zu halten, um ein Überschreiten der sogenannten "Latenzdichte" oder "eiserne Dichte" zu verhindern.
Diese gibt die maximale Anzahl von Schädlingen an, die ein Ökosystem ertragen kann, ohne dabei einen höheren ökologischen Schaden zu erleiden. Zum präventiven Forstschutzt, zählt vor allem das Einbringen und Erhalten von natürlichen Antagonisten, in anderen Worten, das Einbringen natürlicher Feinde (z.B. Spechte).

 

Kurativer Forstschutz

Sollte es schon zu spät für den Einsatz von präventiven Forstschutzmittel sein (Wenn sich die Schädlinge schon so stark vermehrt haben, das die Population schon über der Latenzdichte sind), so bleibt einem nur noch eine Wahl - in die Offensive umschalten.
Dass heißt, zu versuchen die Dichte der Käfer mit kurativen Mitteln zu senken. Hierbei werden meistens veschiedenen Pestizide ausgebracht. Diese Maßnahmen sollten jedoch nur in Extremfällen ergriffen werden, da durch das Ausbringen des Insektengiftes nicht nur Forstschädlinge getötet werden, sondern auch andere nützliche Insekten betroffen sein können.

Schädlinge nach baumarten sortiert

FICHTE (Picea abies)

Doppeläugiger Fichtenbastkäfer

(Polygraphus poligraphus)

 

Familie: Scolitidae (Borkenkäfer)

Unterfamilie: Hylesinae  (Bastkäfer)

Größe: 2 – 3 mm

Vorkommen: Fichte, Tanne, Lärche, selten Kiefer

Imago:

- dunkles Halsschild

- braune Flügeldecken mit schuppigen Längsstreifen

- zweigeteilte Augen

Schadbild: Sekundärschädling (selten Primärschädling)

- 3 - 8 armiger unregelmäßig verlaufender Sterngang

- Rammelkammer im Bast

- vor allem in 20- bis 40-jährigen Beständen

Flugzeit: April/Mai und Juli/August

Maßnahmen: Waldhygiene


Riesenbastkäfer

(Dentroctonus micans)

 

Familie: Scolytidae (Borkenkäfer)
Unterfamilie: Hylesinae (Bastkäfer)

Größe: 7 – 9 mm -> größter europäischer Borkenkäfer

Vorkommen: Fichte, Tanne, selten Kiefer

Imago:

- schwarzer zylindrischer Körper

- gelbbraune Füße und Antennen

- Halsschild: hinten fast doppelt so breit wie vorne, hinten wellig

Schadbild: Primärschädling
- v.a 20- bis 40-jährige Bestände

- Einbohrlöcher an Wurzelanläufe

- austretendes Harz mit Bohrmehl („Mörtelbrocken“)

- klumpiger Harztrichter

- Käfer Platzfraß -> später Larven „Familienplatzfraß“

Flugzeit: April bis September

Maßnahmen:

- Waldhygiene

- Vermeidung von Stammverletzungen


Kupferstecher, kleiner Sechszähniger Borkenkäfer

(Pityogenes chalcographus)

 

Familie: Scolytidae (Borkenkäfer)
Unterfamilie: Ipinae (echte Borkenkäfer)

Größe: 2 – 3 mm

Vorkommen: Fichte (dünnrindiger Bereich), selten Kiefer & Strobe

Imago:

- Dunkles Halsschild mit Längskiel in der Mitte

- am Absturz sechs Zähne

Schadbild: Primärschädling
- Sterngang mit drei bis sechs Muttergänge (circa 6cm lang)

- Rammelkammer im Bast -> Rammelkammer nur bei fortgeschrittenem Befall und dünnrindigen Material sichtbar

- ACHTUNG: Ähnliches Schadbild wie Furchenflügler -> bei Furchenflügler Rammelkammer immer sichtbar
- Ständig in Gesellschaft mit Buchdrucker. Bedeutendster Fichtenschädling nach Buchdrucker

Flugzeit: April/Mai & Juli/August

Maßnahmen:

- Waldhygiene


Kleiner Buchdrucker, Kleiner Achtzähniger Fichteborkenkäfer
(Ips amitinus)

 

Familie: Scolytidae (Borkenkäfer)
Unterfamilie: Ipinae (echte Borkenkäfer)

Größe: 3 – 4 mm

Vorkommen: ab circa 1.000 Höhenmeter an Fichte, Zirbe, Kiefer, Lärche

Imago:

- dunkles Halsschild

- braune Flügeldecken

- acht Zähne am Absturz

- dritter Zahn von oben größer (Knopfförmig)

Schadbild: Sekundärschädling (selten Primärschädling)
- Längsgänge („Stimmgabelgänge“) oder Sterngänge

- drei bis sieben Muttergänge

- Rammelkammer meist auf der Rinde sichtbar

- Fraßbild mehr im Splint als bei Ips typographus (Großer Buchdrucker)

Flugzeit: Mai bis Juli

Maßnahmen:

- Waldhygiene

- Fangbäume

- Pheromonfallen


Großer Buchdrucker, Großer Achtzähniger Fichtenborkenkäfer
(Ips typographus)

 

Familie: Scolytidae (Borkenkäfer)
Unterfamilie: Ipinae (echte Borkenkäfer)

Größe: 4 – 6 mm

Vorkommen: Fichte, selten: Lärche, Kiefer

Imago:

- Halsschild dunkel

- Deckflügel braun glänzend

- acht Zähne am Absturz

- dritter Zahn von oben größer (Knopfförmig)

Schadbild: Sekundärschädling (selten Primärschädling)
- Rammelkammer in der Rinde verborgen

- längsgerichtete Muttergänge -> meist zwei-, selten dreiarmiger Stimmgabelgang

- Larvengänge leicht geschlängelt

Flugzeit: Mai bis Juli 

Maßnahmen:

- Waldhygiene

- Fangbäume

- Pheromonfallen


Linierter Nadelnutzholzborkenkäfer, Lineatus
(Trypodendron lineatum)

 

Familie: Scolytidae (Borkenkäfer)
Unterfamilie: Ipinae (echte Borkenkäfer)
Größe: 3 – 4 mm

Vorkommen: Fichte, Tanne, Kiefer, Lärche

Imago:

- Halsschild braun und gelb

- hellbraune Flügeldecken mit 2 – 3 dunkelbraune Längsstreifen

- zweigeteilte Augen (gleich wie Polygraphus poligraphus)

- Absturz ohne Furchen oder Zähne

Schadbild: Sekundärschädling
- monogamer Holzbrüter

- radiäre Eingangsröhre

- Jahrring folgende Quergänge

- Larvengänge sehr kurz („Leitergänge“) -> nach oben und unten

- durch Ambrosiapilze Gänge schwarz gefärbt

Flugzeit: April/Mai

Maßnahmen:

- Waldhygiene

- Fangbäume

- Pheromonfallen


Großer Brauner Rüsselkäfer
(Hylobius abietis)

 

Familie: Curculionidae (Rüsselkäfer)

Unterfamilie: Hylobinae (Langrüssler)

Größe: 8 – 14 mm

Vorkommen: Fichte, Kiefer, Lärche, selten Strobe, Tanne, Eiche

Imago:

- Gebogener Rüssel mit zwei Längsfurchen

- Antennen können eingeklappt werden

- Antennen weit vor Rüsselmitte eingelenkt

- Flügeldecke dunkelbraun mit heller Bänderung (goldgelbe Haare)

Schadbild: Primärschädling
- Schadbild an Kulturen -> „Pockennarbenfraß“

- vor allem in Tag – Nacht – Zone (3- bis 6-jährige Pflanzen)
- Schadbild an Wurzeln -> im Splint tiefe Larvengänge -> „Säulenfraß“ oder „Kannelierfraß“
- Ebene bis Gebirge (1.700 Höhenmeter)
- Einer der gefährlichsten Forstschädlinge bei frisch aufgeforsteten Kulturen (v.a.  Kahlschläge)

Flugzeit: Mai/Juni & August/September

Maßnahmen:

- Vermeidung von Kahlschlägen -> mehr Naturverjüngung

- Schlagruhe einhalten, Fangrinden auslegen

- Chemische Mittel (nur wenn dringend nötig!)


Mittlerer Schwarzer Rüsselkäfer, „Rotbein“
(Otiorhynchus niger)

 

Familie: Curculionidae (Rüsselkäfer)
Unterfamilie: Adelognathi (Kurzrüssler)
Größe: 7 – 12 mm

Vorkommen: Fichte, Douglasie, Erle, Birke

Imago:

- Schwarz mit roten Beinen

- Deckflügel punktiert

- unbeflügelt

Schadbild: Primärschädling
- Larve -> schält stärkere Wurzeln (3- bis 6-jähriger Pflanzen) -> „Rübenfraß“
- Imago -> frisst Nadeln -> „Schartenfraß“ -> Anfang: Blatt- oder Nadelspitze -> Mittenerv und Blattgerippe werden nicht gefressen
- Wichtiger Kultur- und Pflanzgartenschädling -> v.a. Larvenfraß an den Wurzeln

Flugzeit: flugunfähig -> Eiablage Juni/Juli 

Maßnahmen:

- Vermeidung von Kahlschlägen -> mehr Naturverjüngung

- Schlagruhe einhalten

- Chemische Mittel (nur wenn dringend nötig!)


Fichtenbock
(Tetropium castaneum)

 

Familie: Cerambycidae (Bockkäfer)

Unterfamilie: Cerambycinae
Größe: 10 – 12 mm

Vorkommen: Fichte, Kiefer

Imago:

- Caput, Thorax & Pronotrum schwarz -> kann jedoch stark variieren

- teilweise rötliche Fühler

- Beine und Flügeldecken bräunlich bis schwarz

Schadbild: Sekundärschädling
Ovales Einbohrloch -> meist parallel zur Stammachse

- bei starkem Befall -> in der Bastschicht, maßig grobes „scheckiges“ Bohrmehl

- Larve frisst zwischen Rinde und Holz -> im Herbst dann im Holz -> Hakengang

Flugzeit: April/Juli (Eiablage unter Borkenschuppe)

Maßnahmen:

- Waldhygiene


Schneiderbock
(Monochamus sartor)

Familie: Cerambycidae (Bockkäfer)
Unterfamilie: Laniinae
Größe: 20 – 35 mm

 

Vorkommen: Fichte, Tanne, selten Kiefer

Imago:

- sehr lange Fühler

- Pronotrum beidseitig kegelförmige Fortsätze

- gelbes Schildchen -> NICHT geteilt -> kann nur so von Schusterbock unterschieden werden

Schadbild: Sekundärschädling
- Larven -> Platzfraß -> von dort aus ovale Gänge ins Holz

- Gänge mit groben Bohrmehl und Spänen gefüllt

Flugzeit: Mai bis September

Maßnahmen:

- Waldhygiene


Schusterbock
(Monochamus sutor)

Familie: Cerambycidae (Bockkäfer)
Unterfamilie: Laniinae
Größe: 15 – 25 mm

Vorkommen: Fichte, Tanne, selten Kiefer

Imago:

- sehr lange Fühler

- Pronotrum beidseitig kegelförmige Fortsätze

- gelbes Schildchen -> geteilt -> kann nur so von Schneiderbock unterschieden werden

Schadbild: Sekundärschädling
- Larven -> Platzfraß -> von dort aus ovale Gänge ins Holz

- Gänge mit groben Bohrmehl und Spänen gefüllt

Flugzeit: Mai bis September

Maßnahmen:

- Waldhygiene


Nonne
(Lymantria monacha)

Familie: Lymantriidae (Trägspinner)
Unterfamilie: -
Größe: (Spannweite) M -> 35 – 40 mm W-> 45 – 55 mm

Vorkommen: Fichte, Kiefer, Lärche, Tanne, Buche, Eiche,…

Imago:

- Helle und dunkle Varianten

- Falter weiß/dunkel mit Zickzack-Binden (Vorderflügel)

- Männchen -> Abdomen endet rund, Fühler gekämmt

- Weibchen -> rötliches spitzes Abdomen, Fühler fein gezähnt

Schadbild: Primärschädling

- frische junge Triebe

- austreibende Knospen

- später auch ältere Nadeln

- sehr verschwenderischer Fraß an Buche („Ankerfraß“)

- Spättreibende Fichten „Nonnenresistent“

Flugzeit: Juli und August (Abendstunden) (Gelege 3.000 bis 5.000 Eier/Stamm)

Maßnahmen:

- natürliche Antagonisten fördern -> Vögel, Kleinsäuger,…


Fichtennestwickler
(Epinotia tedella)

 

Familie: Tortricidae (Wickler)
Unterfamilie: -
Größe: (Spannweite) 13 mm

Vorkommen: Fichte (alle Altersklassen)

Imago:

- Flügel mit Härchen umsäumt

- Vorderflügel dunkelbraun mit silberweißen Querlinien

- Hinterflügel graubraun

Schadbild: Primärschädling
- Larve miniert in den Nadeln -> werden braun

- Fraßnadel wird mit Spinnfäden mit anderen Nadeln verbunden

- Raupe spinnt aus 16 Nadeln ein „Nadelnest“

- Massenvermehrung = Zuwachsverlust

Flugzeit: Juni/Juli 

Maßnahmen:

- natürliche Antagonisten fördern -> Vögel, Kleinsäuger,…


Fichtengespinstblattwespe
(Cephalcia abietis)

Familie: Pamphiliidae (Gespinstblattwespen)
Unterfamilie: -
Größe: (Spannweite) 11 – 14 mm

Vorkommen: Fichte v.a. Mittelgebirgslagen

Imago:

- Kopf und Brust schwarz mit gelben Flecken

- Kopf breit und kantig

- Männchen -> Abdomen gelb mit schwarze Streifen

- Weibchen -> Abdomen schwarz

Schadbild: Primärschädling

- Larven spinnen „Wohnröhre“

- bilden keinen Kokon in der Nadelstreu

- Larven fressen alte Nadeln

Flugzeit: Mitte April bis Juni

Maßnahmen:

- natürliche Antagonisten fördern -> Vögel, Kleinsäuger,…


Kleine Fichtenblattwespe
(Pristiphora abietina)

 

Familie: Tenthredinidae (echte Blattwespen)
Unterfamilie: -
Größe: (Spannweite) 5 – 6 mm

Vorkommen: Fichten v.a. 400 bis 600 Höhenmeter (alle Altersklassen)

Imago:

- Männchen -> blass gelbbraun mit braunschwarzer Zeichnung

- Weibchen -> schwarzbraun mit helleren Flecken und Legerohr

Schadbild: Primärschädling

- Larven fressen nur junge Nadeln (Maitriebnadeln)

- Junglarven minieren

- ältere Larven fressen Nadel von der Spitze her = Zuwachsverlust

- bilden Kokon in Nadelstreu

Flugzeit: April/Mai

Maßnahmen:

- natürliche Antagonisten fördern -> Vögel, Kleinsäuger,…


Riesenholzwespe
(Urocerus gigas)

 

Familie: Siricidae (Holzwesepen)
Unterfamilie: -
Größe: 25 – 40 mm

Vorkommen: Fichte, Tanne, Kiefer

Imago:

- Männchen -> deutlich kleiner als Weibchen, schwarzer Kopf, schwarze Brust, Abdomen rotgelb (erstes und letztes Segment jedoch schwarz)

- Weibchen -> schwarzer Kopf, schwarze Brust, Hinterleib gelb-schwarz-gelb, langer starrer Legeapparat

Schadbild: Sekundärschädling
- Larvengänge -> festgepresstes Bohrmehl & bis 40 cm lang

- Bohrgänge zylindrisch

- kreisrundes Schlupfloch (fertige Wespe)

- Amylostereumpilz -> zersetzt Zellulose -> Nahrung der Larve

Flugzeit: Juni bis August

Maßnahmen:

- Waldhygiene (eingeschlagenes Holz rechtzeitig entfernen)

- natürliche Antagonisten fördern -> Vögel, Kleinsäuger, Riesenschlupfwespe,…


Blaue Holzwesepe
(Sirex juvencus)

 

Familie: Siricidae (Holzwesepen)
Unterfamilie: -
Größe: 15 – 30 mm

Vorkommen: Fichte, Tanne, Kiefer

Imago:

- Männchen -> blauschwarz mit rötlichem Abdomen

- Weibchen -> blauschwarz gefärbt, Extremitäten rötlich-gelb, Legestachel relativ kurz

Schadbild: Sekundärschädling
- Larvengänge -> festgepresstes Bohrmehl & bis 40 cm lang

- Bohrgänge zylindrisch

- kreisrundes Schlupfloch (fertige Wespe)

- Amylostereumpilz -> zersetzt Zellulose -> Nahrung der Larve

Flugzeit: Juni bis August 

Maßnahmen:

- Waldhygiene (eingeschlagenes Holz rechtzeitig entfernen)

- natürliche Antagonisten fördern -> Vögel, Kleinsäuger, Riesenschlupfwespe,…